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OLLE BÆTLING
GERHARD VON GRAEVENITZ

In unserer Ausstellung zum Gallery Weekend 2023 setzen wir die beiden Künstler Olle Bærtling und Gerhard von Graevenitz in einen Dialog, die sich – aus der Bewegung des Konstruktivismus oder Konkretismus kommend – mit Aspekten der geometrischen Abstraktion und Bewegung in ihrem Werk befassen.

Der schwedische Künstler Olle Bærtling (1911–1981) war in der europäischen Kunstszene der 1950er/60er Jahre sehr präsent. Er gehörte zu denjenigen Künstlern, die die legendäre Galeristin Denise René auswählte, um ihr ungegenständliches Galerieprogramm zu etablieren; in frühen Abhandlungen zur Abstraktion der Nachkriegszeit, wie den Schriften von Bernard Dorival, Michel Seuphor oder Will Grohmann, war er eine feste Größe.

Anhand der Gemälde, die wir von Olle Bærtling zeigen, läßt sich nachvollziehen, wie der Künstler seit 1953 die ihm eigene, diagonale Dynamik entwickelte. Schwarze Linien unterteilen die Bildfläche in glatte, lasierte Farbfelder und eine auf die Töne schwarz, rot, grün oder gelb reduzierte Farbgebung kontrastiert die spitzwinkligen Felder. Der Schnittpunkt des Liniengerüstes aber liegt außerhalb der Leinwand und mit dieser imaginären Kreuzung der Diagonalen setzen Baertlings Gemälde Impulse in den das Bild umgebenden Raum hinein.

Gerhard von Graevenitz (1934–1983), 1961 Mitbegründer der Neuen Tendenzen, gehörte zur jüngeren Generation konstruktiv-konkreter Künstler. Er entwickelte eine kinetische Kunst mit Betonung der Prozesse und bezog insbesondere den Zufall als ästhetische Kategorie ein. Von Graevenitz verstand kinetische Kunst als Wahrnehmungsforschung, als ein »geistiges Spiel« und betonte die aktive Publikumsbeteiligung und individuelle ästhetische Erfahrung.

Die bei uns gezeigten kinetischen Objekte, entstanden 1975–1978, gehören zur Mitte der 1960er ansetzenden Werkphase, in der eine Reduktion auf wenige sich bewegende Elemente vor einer geometrischen Grundform stattfindet: Auf einem weißen Quadrat bewegen sich unabhängig voneinander schwarze Stäbe so langsam, dass es dem Betrachter möglich ist, das stets neu entstehende, durch den Zufall unvorhersehbare Gesamtbild wahrzunehmen.

Ausstellung in Berlin: 28. April–17. Juni 2023