Gotthard Graubner (1930–2013) setzt sich in seinem Werk intensiv mit dem Medium Farbe auseinander. Sie bildet den Kern seiner Bildkonzeption und ist frei von gegenständlicher oder thematischer Bindung. »Die Farbe entfaltet sich als Farborganismus; ich beobachte ihr Eigenleben, ich respektiere ihre Eigengesetzlichkeit« (Graubner 1969).
Ausgehend von monochromen Gemälden entwickelt Graubner ab Mitte der 1960er Jahre seine sogenannten »Kissenbilder«, die er später zu »Farbraumkörpern« weiterführt. Diese Arbeiten überschreiten bewusst die Grenzen des zweidimensionalen Tafelbildes und verleihen der Farbe eine neue, körperhafte Präsenz.
Eine Auswahl an Papierarbeiten macht eine weniger bekannte, jedoch zentrale Werkgruppe sichtbar. Bereits 1956/57, während seines Studiums an der Düsseldorfer Kunstakademie, entstehen großformatige Aktzeichnungen in Kohle und Bleistift. Ausgehend von der menschlichen Figur markieren sie durch plastische Konturlinien und schraffierte Bewegungsspuren eine Dynamisierung der Form. In der Spannung zwischen Verdichtung und Auflösung kündigen sich bereits die späteren »Farbraumkörper« an.
Graubners intensive Auseinandersetzung mit handgeschöpften Papieren ermöglicht ihm, Farbe und Licht mit Stofflichkeit und Textur zu verbinden. Zugleich unterstützt die Materialität des Papiers sein zentrales Anliegen: dem zweidimensionalen Bildträger plastische Tiefe und räumliche Qualität zu verleihen.
Gerhard von Graevenitz (1934–1983) gehört zur jüngeren Generation konstruktiv-konkreter Künstler. Prägend für sein Werk sind Gestaltungsprinzipien wie Reihung, Progression, Struktur und Zufall. Sichtbar wird dies bereits an den Objektreihen der »Weißen Strukturen« und »Rasterbilder«, die von Graevenitz ab 1958 noch während seines Studiums an der Akademie der Bildenden Künste in München konzipiert. Graevenitz ordnet halbkugelförmige Erhöhungen und Vertiefungen auf monochrom weißen Flächen so an, dass durch den Lichteinfall sich stetig ändernde Muster erscheinen. Bei den Rasterbildern experimentiert Graevnitz mit der Materialität – zum einen mit dem Vorgang des Brennens und zum anderen mit der Prägung der pastosen Oberfläche mittels einer Backsteinstruktur, die sich über die gesamte Fläche des Bildträgers verteilt. 1961 Mitbegründer der Neuen Tendenzen entwickelt er mit Betonung des Prozesshaften eine bewegte, kinetische Kunst, die er als Wahrnehmungsforschung versteht. Ab Mitte der 1960er Jahre reduziert er seine kinetischen Objekte auf wenige sich bewegende Elemente vor einer geometrischen Grundform: schwarze Stäbe bewegen sich auf einem weißen Quadrat – unabhängig voneinander und so langsam, dass der Betrachter das stets neu entstehende, durch den Zufall generierte Gesamtbild wahrnehmen kann.
André Thomkins (1930–1985) zählt zu den außergewöhnlichsten künstlerischen Positionen der Nachkriegszeit. Seit 1952 in Deutschland ansässig, schafft er – mit großer Experimentierfreude und dem jugendlichen Berufswunsch »Architekt für phantastische Gebäude« – ein vielfältiges Werk, das sich der kunstgeschichtlichen Einordnung widersetzt. Inspiriert von Surrealismus, DADA und Pittura Metafisica entstehen Gemälde, unzählige Zeichnungen und Aquarelle.
Die Technik der Lackskins entwickelte Thomkins Ende der 50er Jahre – auf Wasser schwimmende Bilder. Diese verbindet den Zufallsmoment, der auf das Wasser geträufelten Lackfarbe, mit präziser Gestaltung. Durch Manipulation der Farbfläche (der Skinhäute) werden die Farbverläufe durch Blasen mit Strohhalmen, Dirigieren mittels Hölzern sowie Einschneiden der sich abbindenden Farbflächen gestaltet. Das so entstehende Bild bleibt über viele Stunden veränderbar, bis es dann auf eine Papierfläche im Wasser abgerollt wird. Mit dieser Technik kombinierte Thomkins ein kontrolliertes Eingreifen mit einer spontan, gestischen »Malweise«, die an den Automatismus der Surrealisten erinnert und auf den Abstrakten Expressionismus und das Action Painting der 60er Jahre verweist.
Bei den Rollage-Arbeiten wird eine mit Farbe und Leim bestrichene Gummiwalze auf ein Blatt Papier abgerollt. In diese noch feuchte Farbschicht arbeitet der Künstler arbeitet der Künstler mit einem feinen Spachtel.
Die Bildidee der Rapportmuster ist ein sich wiederholendes abstraktes Muster, in das Thomkins Figuren und andere Darstellungen einbindet.