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ABSTRAKTION
Willi Baumeister / Ernst Wilhelm Nay / Wols
Emil Schumacher / K. R. H. Sonderborg / K. O. Götz

Die Künstler, die wir zum Gallery Weekend zeigen, zählen zu den prägenden Persönlichkeiten der europäischen Nachkriegsavantgarde. Auf den Ausstellungen der 1950/60er Jahre, die Maßstäbe setzten, auf der Biennale von Venedig und der Documenta, waren sie alle umfangreich vertreten. Bildnerisch nehmen sie in ihrem Œuvre Entwicklungen wieder auf, die in den Zwischenkriegsjahren zur Entstehung einer abstrakten Bildsprache geführt hatten. Dabei sind gerade die Maler Willi Baumeister (1889–1955), Ernst Wilhelm Nay (1902–1968) und Wols (1913–1951) wichtige Impulsgeber für die jüngere Generation.
Mit Betonung des freien künstlerischen Akts, steht die expressive Handhabung von Farbe und Material im Zentrum des künstlerischen Ausdruckes. Für die Hauptvertreter des deutschen Informel K. O. Götz (1914–2017) und K. R. H. Sonderborg (1923–2008) ging es vor allem darum, die spontane Geste auf oft monumentalen Leinwänden festzuhalten: »Man muß schnell und wirksam handeln, ohne Reue (…). Aber um dies zu erreichen, muß man sehr viel gelebt haben, auf sehr intensive Weise. Denn die langsam angestaute Energie geht dann über in den Malakt (…) Man darf niemals zurückgehen, niemals corrigieren …«, beschreibt Sonderborg seine Vorgehensweise.
Dem ebenfalls zum Informel zählenden Emil Schumacher (1912–1999), hingegen, ging es mehr um das Aufbrechen der Bildfläche, er nahm die tatsächliche Materialität der Farbe und die Schichtungen ihrer Pigmente in den Fokus. Indem sie zeitlich den Rahmen von 1935–1965 spannt, stellt unsere Ausstellung dar, wie mit den konzeptionellen Kernfragen Struktur, Raum und Material damals umgegangen wurde.

Gezeigt werden Hauptwerke von Willi Baumeister wie »Figur in Bewegung« (1936/37) oder »Blaue Mauer« (1952). Der ganz eigene »chromatische Konstruktivismus« von E. W. Nay ist mit wichtigen Exemplaren der sogenannten »Scheibenbilder« und »Augenbilder« vertreten. »KIVA« (1962) und »SYKSI« (1965) von K. O. Götz sowie »3.11.1959« von K. R. H. Sonderborg stehen für die gestischen Ausdruckswerke ihrer Zeit. Kleinere Arbeiten von Wols und Emil Schumacher runden unseren Blick auf diese bahnbrechende Phase der Kunstgeschichte ab.

Ausstellung in Berlin: 26. April–22. Juni 2024